Von Dr. Mark Pettit, Zahnarzt

Nennen Sie mich paranoid, aber ich bin sicher nicht der Einzige, der sich fragt, was das Dentallabor, mit dem ich zusammenarbeite, über meine zahntechnischen Fertigkeiten denkt. Natürlich sind Dentallabore jeden Tag mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, zum Beispiel mit schlechten retentiven Präparationen, unleserlichen Präparationsgrenzen (Rändern), verzogenen Abformungen, schlecht gemischten Abformmaterialien von unterschiedlicher Viskosität, nicht ausreichend reduzierten Präparationen und ungenauen Bissnahmen. Die eigentliche Frage ist aber: Graut es Ihrem Labor vor Ihren Abformungen ‒ oder freut es sich darauf?

 

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Ein paar Hintergrundinformationen zu mir: Ich habe ein Lieblingslabor. Die großen Labore in den Metropolen habe ich bereits getestet und exzellente Ergebnisse von ihnen erhalten. Aber inzwischen weiß ich die Arbeit eines kleineren Labors hier vor Ort wirklich zu schätzen. Das Team dieses Labors holt die Fälle direkt bei mir in der Praxis ab und häufig erhalte ich sie schon vor dem vereinbarten Termin wieder zurück. Das Labor hilft mir zudem bei individuellen farblichen Anpassungen und schiebt auch einmal einen Auftrag dazwischen, wenn ich mich bei meiner Zeitplanung verschätzt habe.

Vor ein paar Jahren schickte ich diesem Labor einen wirklich schwierigen Fall. Die Präparationsgrenze verlief subgingival entlang eines Zahns, der etwas zu tief abgebrochen war. Der Befund war nicht so gravierend, dass eine Kronenverlängerung beim Parodontologen angezeigt gewesen wäre ‒ allerdings aber auch nicht weit davon entfernt. Ich entschied mich für eine traditionelle Kronen- und Brückenversorgung. Obwohl die Abformung gut aussah, wusste ich, dass das Labor eventuell Probleme haben würde, die Präparationsgrenze zu finden. Da ich grundsätzlich Verantwortung für meine Arbeit übernehme, fuhr ich an meinem freien Tag mit meinen Lupen, einer Schneideklinge und einem Rotstift ins Labor, um den Stumpf selbst zu kürzen und mir das Formulieren komplizierter Anweisungen zu ersparen.

Nach rund 20 Minuten war ich fertig und mit dem Endergebnis zufrieden. Da ich noch etwas Zeit hatte, bot ich dem Laborteam an, mir die Stümpfe von ein paar anderen Fällen anzusehen und dabei zu helfen. Diese Abformungen waren nicht von mir angefertigt worden. Schnell wurde mir klar, wie schwierig es ist, die Präparationsgrenze von unbekannten Abformungen zu finden. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass wir unseren Laboren nicht die Anerkennung zollen, die ihnen gebührt, dass sie unsere zuweilen mittelmäßige Arbeit in hochwertige Kronen umsetzen.

Deswegen habe ich in diesem Artikel ein paar Tipps für meine Kolleginnen und Kollegen zusammengestellt. Wenn Sie einige kleine Punkte berücksichtigen, werden sich Ihre Kooperationslabore künftig auf Ihre Fälle freuen ‒ anstatt sich für das Schlimmste zu wappnen.

 

„Abkürzungen“ bringen Sie nicht schneller ans Ziel

Als Jugendlicher arbeitete ich in einem sensationellen kleinen Fahrradladen im Silicon Valley. Mein Chef, ein ehemaliger Olympia-Teilnehmer, brachte einigen Teenagern mit einer Engelsgeduld bei, Fahrräder zu warten, sowie Kunden zu beraten und zu bedienen. Jung und ungestüm wie wir waren, suchten wir ständig nach Möglichkeiten, um schneller mit der Arbeit fertig zu werden. Und so lernte ich dort eine der wichtigsten Lektionen meines Lebens: der zunächst scheinbar längere Weg ist im Endeffekt der schnellere.

Es gibt keine echten „Abkürzungen“. Hast und Eile wirken sich negativ auf die Qualität aus oder führen sogar dazu, dass man seine Arbeit nochmals ganz von vorne beginnen muss. Im Fahrradladen brachten meine „Abkürzungen“ immer längere Reparaturzeiten mit sich, da ich sie wiederholen musste bis sie korrekt ausgeführt waren. Das Gleiche gilt auch in der Zahnheilkunde. Natürlich ist es möglich, manche Schritte effizienter zu gestalten, aber meistens muss ein bestimmtes Verfahren berücksichtigt werden, um qualitativ hochwertige Ergebnissen zu erhalten. Andernfalls heisst es: zurück zum Start – und dabei verliert man kostbare Zeit.

  • Nehmen Sie sich die Zeit, um Ihre Präparationsgrenze dort zu setzen, wo sie hingehört.
  • Separieren Sie die Kontakte, schützen Sie die Nachbarzähne und achten Sie darauf, dass die Präparationsgrenze gut sichtbar ist.
  • Führen Sie einen Stumpfaufbau durch, sofern es für eine gute Retention nötig ist.
  • Reduzieren Sie die Präparation soweit, dass dem Labor ein gewisser Spielraum zur Gestaltung der Anatomie bleibt. Kürzen Sie den Zahn aber nicht auf einen Stummel herunter.

Wenn Sie diese Schritte sorgfältig befolgen, zahlt sich das sowohl zeitlich als auch qualitativ aus.

 

Behalten Sie die Kontrolle (über Blutungen)

Bevor Sie Fäden legen, eine Abformung nehmen oder eine provisorische Versorgung anfertigen, sollten Sie für Kontrolle sorgen. Dr. Dan Fischer, Gründer von Ultradent Products, Inc., lehrt dies schon seit vielen Jahren. Vor jedem zahnmedizinischen Eingriff ist es unerlässlich, Gewebeblutungen und andere Flüssigkeiten in den Griff zu bekommen. Andernfalls leiden zwangsläufig sowohl Ihre Abformungen als auch das Endprodukt.

Zu diesem Zweck setze ich auf die vier hämostatischen Lösungen von Ultradent Products. Mein Favorit ist das Hämostatikum Astringedent™ X. Es handelt sich dabei um eine Eisensulfat- und Eisensubsulfatlösung, die Blutungen in Sekunden stoppt. Bei korrekter Anwendung bildet sich ein Koagulum. Das funktioniert wirklich ausgezeichnet.

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Das Hämostatikum Astringedent™ X

Für zufriedenstellende Ergebnisse kommt es allerdings tatsächlich auf die „korrekte Anwendung“ an. Bitte tragen Sie das Hämostatikum nicht einfach nur auf. Laut Gebrauchsanweisung muss die Lösung mit angemessenem Druck in den Sulkus eingerieben werden. Astringedent X muss die Kapillaren erreichen und temporäre, korkartige Pfropfen bilden, um seine Wirkung zu entfalten. Ich verwende gerne den speziell dafür entwickelten gelben Metal Dento-Infusor™ Tip von Ultradent Products. Damit stelle ich sicher, dass die hämostatische Lösung Astrigedent X wirklich in das Gewebe und den Sulkus des Patienten gelangt. Testen Sie anschließend mit einem kräftigen Wasserstrahl, ob Sie noch mehr Lösung in das Gewebe reiben müssen. Falls es immer noch blutet, reiben Sie erneut etwas Lösung ein und überprüfen Sie die Wirkung solange, bis die Blutung vollständig gestoppt ist. Es kann gar nicht oft genug betont werden, wie wichtig es ist, diesen Schritt vor der Retraktion durchzuführen.

Retraktion

Ich arbeite sehr gerne mit Retraktionsfäden, so wie ich es schon an der Uni gelernt habe. Meiner Meinung nach ist das eine tolle Methode. Natürlich habe ich auch schon Retraktionspasten getestet. Außerdem besitze ich einen Diodenlaser. Aber meistens benutze ich Fäden für die Retraktion.

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Die Ultrapak™ Fäden von Ultradent Products

Die Ultrapak™ Fäden unterscheiden sich von allen anderen am Markt erhältlichen Fäden, die ich bislang eingesetzt habe. Sie sind weder gedreht noch geflochten, sondern gestrickt. Die gestrickte Struktur verleiht diesem Faden einzigartige Vorteile, die ihresgleichen suchen. Wenn ich beispielsweise den Faden ins Gewebe drücke, bleibt er an Ort und Stelle. Mit anderen Fäden habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie wieder herausgerutscht sind, sobald ich an einer anderen Stelle weitergearbeitet habe. Das führt schnell zu unnötiger Frustration.Image 4_Ultrapak knitted retraction cord

Ein herkömmlicher geflochtener Faden (oben)
im Vergleich zum
gestrickten Ultrapak™ Retraktionsfaden von Ultradent Products

Bei der Verwendung von Ultrapak™ Fäden kann ich über mein Legeinstrument Druck ausüben, ohne dass es durch die einzelnen Fasern rutscht oder am Faden vorbei (wie es bei geflochtenen oder gedrehten Fäden schnell der Fall ist). Somit sinkt auch das Risiko von Zahnfleischverletzungen. Der gestrickte Faden bildet eine hohle, röhrenartige Struktur, welche hämostatische Lösungen besser aufsaugt und speichert. Zudem übt er einen sanften Druck auf den Sulkus aus und ermöglicht eine optimale Retraktion ‒ und damit eine deutlich bessere Abformung.Image 5_Ultrapak knitted retraction cord

Der gestrickte Ultrapak Retraktionsfaden von Ultradent Products: Darstellung der röhrenartigen Struktur

In vielen Fällen bevorzuge ich die Doppelfadentechnik. Ich verwende einen dünneren Faden (wie den Ultrapak Größe 000), den ich zuerst in den Sulkus einführe. Anschließend lege ich einen dickeren Faden darüber (die Ultrapak Retraktionsfäden sind in sechs Größen erhältlich), um eine optimale Retraktion zu erzielen. Ich benutze immer einen längeren Faden, als ich voraussichtlich benötige, um die Retraktion zu kompensieren. Der Faden kann in trockenem Zustand gelegt werden. Manchmal tränke ich ihn allerdings vorab mit einer hämostatischen Lösung. Sind vor dem Legen des Fadens alle Blutungen gründlich gestoppt, so entstehen beim Entfernen des Fadens praktisch nie erneute Blutungen.

Daher verlasse ich mich niemals ausschließlich auf Fäden, wenn ich eine Blutung stoppen möchte. Ansonsten würde ich beim Entfernen auch all die kleinen Pfropfen aus koaguliertem Blut herausreißen und wäre gezwungen, die Blutstillung und Retraktion noch einmal durchzuführen. Es ist entscheidend, vor dem Legen des Fadens die Blutung unter Kontrolle zu bringen. Wenn der Faden richtig gelegt und die Blutung zuvor gestoppt wurde, sollte das Entfernen keine erneute Blutung verursachen.

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Die von Dr. Pettit beschriebene Doppelfadentechnik

Achten Sie zudem auf die Verwendung eines hochwertigen Legeinstruments. Die gezahnten Ultrapak™ Legeinstrumente liegen besonders gut in der Hand. Sie sind angemessen dünn und die gezahnten Enden erleichtern das Aufnehmen und Legen des Fadens. Ich bevorzuge die kleinere Ausführung, da sie filigraner ist und eine bessere Kontrolle bietet. Im Vergleich dazu können approximale Kompositinstrumente eventuell zu dünn und sogar etwas zu spitz. Rutschen diese Instrumente vom Faden ab und gelangen in den Sulkus, können Verletzungen entstehen, die ich lieber vermeiden möchte.

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Gezahnte Ultrapak™ Legeinstrumente

Fazit

Natürlich dienen Sorgfalt, der Einsatz optimaler Produkte und effiziente Techniken bei der Präparationsplanung, dem Gewebemanagement und der Retraktion in erster Linie einem Ziel: dem Wohl Ihrer Patientinnen und Patienten (und auch Ihren Google-Bewertungen!). Dennoch haben all diese Mühen noch einen weiteren positiven Effekt: sie sorgen für eine gute Beziehung zu Ihrem Dentallabor. Wenn Sie sich nicht sicher sind, was Ihr Labor von Ihrer Arbeit hält oder in welchem Bereich Sie sich verbessern könnten – fragen Sie doch einfach einmal nach. Vielleicht fällt die Antwort etwas unangenehm aus, aber Sie werden garantiert etwas dabei lernen. Und letztendlich profitieren alle Beteiligten davon!

An dieser Stelle möchte ich Donna, Freddie und Aubrey vom Labor meines Vertrauens dafür danken, dass Sie jedes Mal das Optimum aus meinen Fällen herausholen. Alleine wäre diese tolle Arbeit niemals möglich.

 

Dr. Mark Pettit

 

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Dr. Pettit schloss 1994 sein Studium der Zahnmedizin an der Creighton University in Omaha (Nebraska, USA) ab. Derzeit ist er Inhaber einer kleinen Privatpraxis in Salt Lake City (Utah, USA). Diese führt er zusammen mit seiner Frau, welche für den organisatorischen Bereich zuständig ist. Ihre drei gemeinsamen Söhne studieren aktuell.

Auch wenn Dr. Pettit in Nordkalifornien aufgewachsen ist, nennt er inzwischen Utah sein Zuhause. In den wärmeren Monaten fährt er gerne Rad. Während der Skisaison arbeitete er viele Jahre lang partiell in einem der weltberühmten Skigebiete Utahs, sozusagen als Hobby nebenei. Neben seiner zahnärztlichen Tätigkeit engagiert sich Dr. Pettit als Berater und Forscher in der klinischen Entwicklungsabteilung von Ultradent Products, Inc.