Von Dr. Rafael Beolchi

Schmerzempfindliche Zähne zählen zu den häufigsten Beschwerden der Patienten. In der Regel sind sie auf freiliegende Dentintubuli und/oder einen vulnerablen Zahnschmelz zurückzuführen.1,2 Vorwiegend basieren die Schmerzen auf den Flüssigkeitsbewegungen im Inneren der Dentintubuli, welche zur Stimulation des Pulpanervs führen können. Es muss berücksichtigt werden, dass die Tubuli im Falle von freiliegendem Dentin nicht zwangsläufig ebenfalls freiliegend sind, sondern dass auch Bereiche mit sklerotischem Dentin vorhanden sein können.

Der Verzehr säurehaltiger Lebensmittel und Getränke (etwa saure Getränke und Obst) kann das Risiko schmerzempfindlicher Zähne erhöhen. Auch Bulimie und saurer Reflux können die Schmelzerosion verstärken oder zumindest begünstigen. Daher sollten diese Faktoren bei der Diagnostik Berücksichtigung finden.

Während der Zahnaufhellung kann es in manchen Fällen ebenfalls zu leichten temporären Empfindlichkeiten kommen. Diese sind allerdings meist nur geringfügig ausgeprägt und von kurzer Dauer.3

Grundsätzlich ist zu beachten, dass diese Sensibilitäten normalerweise nicht von dauerhafter Natur sind. Wie bereits erwähnt, können – neben freiliegenden Dentintubuli (normalerweise im Bereich einer Gingivarezession) – auch schlecht sitzende oder alte Restaurationen zu schmerzempfindlichen Zähnen führen. Weitere potenzielle Ursachen können nicht kariöse zervikale Läsionen oder unentdeckte Karies sein, vor allem in Approximalbereichen.

In Bezug auf Zahnaufhellungsprodukte ergab eine vergleichende systematische Untersuchung von Carbamidperoxidgelen (zur Verwendung in Schienen) und Wasserstoffperoxidprodukten (für die Zahnaufhellung zu Hause), dass es bei der Entwicklung von Hypersensibilitäten und Zahnfleischreizungen kaum Unterschiede zwischen den beiden Methoden gibt.4

Des Weiteren wurde berichtet, dass es bei bis zu zwei Dritteln der Anwender in den frühen Phasen der Zahnaufhellung zu vorübergehenden, leicht bis mittelstark ausgeprägten Empfindlichkeiten kommen kann.5 Es handelt sich also um ein als normal einzustufendes Phänomen.

Wichtig ist, dass diese Art der Sensibilität behandelt werden kann und sollte. Dafür stehen den Behandlern zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung. Diese reichen von Versiegelungen über Diodenlaser bis hin zu Kaliumnitratgelen und Fluorid. 

Chemische Neutralisierungsmittel wie Kaliumnitrat stellen eine einfache, schnelle und kostengünstige Option dar und sind in den meisten Fällen die erste Wahl. Ultradent Products bietet hierfür das UltraEZ™ Gel an, welches entweder in den individuellen Schienen des Patienten oder in vorgefüllten Einwegtrays angewendet werden kann. Im Vergleich zu anderen Methoden hat Kaliumnitrat den Vorteil, dass es schneller wirkt.

Eine weitere Desensibilisierungsmöglichkeit beruht auf dem Einsatz von Fluoridlacken wie Enamelast™. Die Wirkungsweise unterscheidet sich insofern von Kaliumnitrat, dass Fluorid die freigelegten Dentintubuli temporär verschließen soll.

Wie bereits erwähnt ist außerdem die Verwendung von Diodenlasern zur Behandlung des Pulpagewebes mittels Photobiomodulation (PBM) möglich.
 
Der folgende Leitfaden  kann bei der Behandlung von Patienten mit schmerzempfindlichen Zähnen Unterstützung bieten:

 

Desensibilisierung vor der Zahnaufhellung 

  1. Der Patient litt schon in der Vergangenheit unter empfindlichen Zähnen bzw. reagiert positiv auf Klopf- oder Kältetests. 
  2.  Schlagen Sie dem Patienten zwei Wochen vor Beginn der Zahnaufhellung eine Untersuchung auf Karies vor. Fertigen Sie bei Bedarf individuelle Schienen an. 
  3.  Vor und während der Behandlung sollte der Patient Opalescence Aufhellungszahncreme für empfindliche Zähne verwenden. 
  4. Tragen Sie Enamelast™ Fluoridlack auf. Die Zahnaufhellung kann am folgenden Tag beginnen. 
  5. Prüfen Sie die Passform, Zahnfleischreizung und einfache Entfernbarkeit der Schienen. 
  6. Der Patient beginnt die Zahnaufhellung mit einem niedrig konzentrierten Aufhellungsgel. 
  7. Der Patient trägt die Schiene mit UltraEZ Desensibilisierungsgel 15 - 60 Minuten lang. 

 

Während der Zahnaufhellung 

  1. Geben Sie dem Patienten nach Möglichkeit ein Aufhellungsprodukt mit geringer Konzentration.
  2. Der Patient verkürzt die Tragezeit. 
  3. Die Behandlung wird einen oder mehrere Tage lang unterbrochen.
  4. Der Patient verwendet Opalescence Aufhellungszahncreme für empfindliche Zähne. 
  5. Der Patient verwendet vor und/oder nach der Zahnaufhellung UltraEZ Desensibilisierungsgel (15 - 60 Minuten).
  6. Prüfen Sie beim Auftreten von Zahnfleischreizungen die Vorgehensweise beim Befüllen und Einsetzen der Schiene. 
  7. Bessern sich die Beschwerden nicht, sollte die Behandlung abgebrochen werden. 

 

Die 30 minütige Anwendung des UltraEZ Desensibilisierungsgels vor einer Zahnaufhellung trägt nachweislich zur Reduzierung von Sensibilitäten bei.6 Die Verwendung eines aktiven Desensibilisierungspräparats mit 3% Kaliumnitrat und 0,11% Fluorid vor einer Zahnaufhellung (Anwendungsdauer: 30 Minuten) senkt im Vergleich zu Placebo das Risiko der Entwicklung schmerzempfindlicher Zähne. 

Daraus lässt sich schließen, dass Desensibilisierungspräparate eine Dentinhypersensibilität wirksam lindern können. Bei der kurzfristigen Behandlung einer Dentinhypersensibilität mit UltraEZ war im Vergleich zu Placebo eine statistisch signifikante Verringerung des Schmerzempfindens zu beobachten.

 

 

Literatur
1. SoaresPV, Grippo JO. Lesões cervicais não cariosas e hipersensibilidade dentinária cervical: etiologia, diagnóstico e tratamento.1a.ed. SãoPaulo: Quintessence; 2017. 
2. SoaresPV, Machado A C and cols., Hipersensibilidade Dentinária: Guia Clínico. Ed. Santos Pub, IK Publishing, SãoPaulo, 2019.
3. Eachempati P, Kumbargere Nagraj S, Kiran Kumar Krishanappa S, Gupta P, Yaylali IE. Home-based chemically-induced whitening (bleaching) of teeth in adults. Cochrane Database Syst Rev 2018;12(12):Cd006202.
4. Luque-Martinez I, Reis A, Schroeder M, et al. Comparison of efficacy of tray-delivered carbamide and hydrogen peroxide for at-home bleaching: A systematic review and meta-analysis. Clin Oral Investig 2016;20(7):1419-33.
5. Hasson H, Ismail AI, Neiva G. Home-based chemically-induced whitening of teeth in adults. Cochrane Database Syst Rev 2006(4):CD006202.
6. Leonard RH Jr, Smith LR, Garland GE, Caplan DJ. Desensitizing agent efficacy during whitening in an at- risk population. J Esthet Restor Dent. 2004;16(1):49- 56. 
7. Ozen T, Orhan K, Avsever H, Tunca YM, Ulker AE, Akyol M. Dentin hypersensitivity: a randomized clinical comparison of three different agents in a short-term treatment period. Oper Dent. 2009;34(4):392-398.