Ein Anwenderbericht von Tapio Nurmi

Mineral Trioxid Aggregat (MTA) ist ein hervorragendes und bewährtes Reparaturmaterial für ein breites Spektrum endodontischer Indikationen. Seine komplexen Verarbeitungseigenschaften haben die Anwender allerdings schon immer vor besondere Herausforderungen gestellt. Tapio Nurmi, Endodontologe aus Finnland, berichtet über seine Erfahrungen mit MTA und erläutert, wie die innovativen MTAFlow™ und MTAFlow™ White Reparaturzemente (Ultradent Products) entscheidend dazu beigetragen haben, die allseits bekannten Herausforderungen zu meistern.

 

Dank seiner Vielseitigkeit hat MTA seit Jahren einen festen Platz in der Endodontie. Lässt sich aufgrund von Pulpaexpositionen, Perforationen im Furkationsbereich oder breiten Wurzeln mit offenem Apex mit herkömmlichen Techniken nicht das gewünschte Ergebnis erzielen, so ist MTA die Lösung. Das Material ermöglicht eine adäquate Behandlung und beschleunigt die Heilung besser als andere Methoden.

In einigen Fällen eignet sich MTA, um Füllungen im apikalen Drittel der Wurzel zu ersetzen, beispielsweise bei Apexifikationen oder wenn ein apikaler Verschluss nötig ist. Die Anwender greifen dabei einfach auf MTA zurück, anstatt eine Standardfüllung einzusetzen. Dementsprechend sollte MTA immer als endgültige Lösung betrachtet werden. Ist das Material einmal platziert, kann es nicht mehr eröffnet werden.

Neben all diesen herausragenden Eigenschaften zeichnen sich Zemente wie MTA dadurch aus, dass sie so hart wie Beton werden. MTA-basierte Reparaturzemente haben sich in der Vergangenheit allerdings als äußerst anspruchsvoll in der Verarbeitung und Applikation erwiesen. Besonders in kleinen Wurzelkanälen ist die Applikation eine Herausforderung. Aufgrund der sandigen Konsistenz muss das Material mit extremem Druck in die fragilen Kanäle gepresst werden. Als Anwender musste ich die Wurzelkanäle immer weiter eröffnen, um das Material korrekt applizieren zu können. Folglich wurde die komplette Wurzelkanalstruktur zunehmend fragil.

Vor ungefähr zwei Jahren kam ein neues Produkt auf den Markt, welches eine Antwort auf die beschriebenen Herausforderungen gibt: der MTAFlow Reparaturzement. Er kann mit einer praktischen Spritze und einem 29 ga NaviTip™ präzise genau dort appliziert werden, wo er benötigt wird. Diese einfache und angenehme Art der Applikation hat mein gesamtes Behandlungsprotokoll grundlegend positiv verändert! Als ich den MTAFlow Zement zum ersten Mal ausprobiert habe, fiel mir schon auf, dass die Konsistenz an die klinischen Erfordernisse angepasst werden kann. In der dünnen Konsistenz ist der MTAFlow Zement deutlich fließfähiger als herkömmliche MTA-Materialien. In dieser Form kann er sogar als cremig beschrieben werden. Das bedeutet, dass bei der Applikation nicht so viel Druck ausgeübt werden muss. Das Material lässt sich einfach aus der Spritze ausbringen und ermöglicht eine unkomplizierte Applikation im Wurzelkanal.

Mit einer Partikelgröße von maximal 10 Mikrometern ist das bioaktive MTAFlow Pulver feiner als andere Produkte. Anstatt mit Wasser, wird es mit einem proprietären Gelmedium angemischt. Dies erleichtert die Adaption der Konsistenz - besonders im Vergleich zu Mitbewerbsprodukten mit gröberen Pulverarten und einer Anmischung mit Wasser. Die Möglichkeit, die Konsistenz des MTAFlow Zements an die individuellen Anforderungen der Behandlung anpassen zu können ist wirklich clever und gut durchdacht. Wird MTAFlow in die Wurzelkanäle appliziert, entspricht die Konsistenz idealweise der von geschmolzener Eiscreme. Der MTAFlow Reparaturzement ist in der Praxis eine große Hilfe: angefangen bei einer sehr dünnen Konsistenz für die Applikation in den Apex (Applikation mittels eines 29 ga NaviTip) bis hin zu einer Putty-ähnlichen Konsistenz zur Versorgung des Wurzelendes.

In vielen Fällen ist eine endodontische Behandlung im Wahrsten Sinne des Wortes die letzte Instanz. Wenn ich nach dem klassischen Protokoll vorgehe, präpariere und reinige ich die Kanäle sorgfältig. Dennoch kann es bei jedem Behandlungsschritt zu Problemen kommen (hauptsächlich beim Zugang zu komplizierten und kalzifizierten Wurzelkanälen). Wird er als Wurzelfüllung verwendet, eignet sich der MTAFlow Zement gut zur Behebung von Problemfällen. Perforationen können äußerst zuverlässig versiegelt werden.

Unabhängig von der gewählten Konsistenz bietet MTAFlow eine Lösung für alle endodontischen Indikationen, wie beispielsweise Pulpaüberkappung, Reparatur von Perforationen im Furkationsbereich, Pulpotomie, Reparatur von Wurzelresorptionen, Apexifikation und apikaler Verschluss. Jede Behandlung kann mit einem praktischen Applikationssystem durchgeführt werden – man muss lediglich den passenden Tip auswählen. Für die Verarbeitung des MTAFlow Zements besteht ausreichend Zeit, da er während des normalen Behandlungsprotkolls nicht aushärtet. Nach der Aushärtung bildet der Reparaturzement eine Hydroxylapatit-Schicht, die zu einem hervorragenden Heilungsprozess führt.

Vor einigen Monaten wurde der Original MTAFlow Reparaturzement um den MTAFlow White Reparaturzement ergänzt. Der MTAFlow White Reparaturzement bietet dieselben herausragenden Eigenschaften wie der Original MTAFlow Zement. Darüber hinaus ist es für mich als Zahnarzt immer angenehm, mit einem röntgensichtbaren Material zu arbeiten, das keine Verfärbungen auf dem Dentin hinterlässt. Vor allem im Frontzahnbereich ist dies ein großes Plus.

Natürlich habe ich im Laufe meiner Berufstätigkeit auch einige andere Mitbewerbsprodukte getestet. Allerdings hat mich keines wirklich überzeugt. Entweder erzeugten diese Produkte keinen ausreichend scharfen Röntgenkontrast oder sie waren deutlich komplizierter in ihrer Handhabung. Müsste ich MTAFlow White auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten, wobei 1 für „sehr schlecht“ steht und 10 die bestmögliche Wertung ist, würde ich auf jeden Fall 10 Punkte vergeben.

MTAFlow ist ein wunderbares Produkt – ganz besonders bei anspruchsvollen Fällen, bei denen es aufgrund komplexer anatomischer Gegebenheiten zu Problemen kommen kann, z. B. bei kleinen, gekrümmten und kalzifizierten Wurzelkanälen. Sowohl die Qualität als auch die Geschwindigkeit des Heilungsprozesses überzeugen mich jedes Mal wieder auf ganzer Linie. Genau darauf haben Zahnärzte gewartet.

 

Klinischer Fall:

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Periapikale Röntgenaufnahme eines 32-jährigen Patienten: Veränderungen weisen auf eine periapikale Infektion hin. Bei der Revision wurde eine bestehende Perforation im Bereich der mesialen Wurzel festgestellt. Die Perforation wurde mit MTAFlow White Reparaturzement repariert, die Wurzelkanäle mit der Warmfülltechnik (Guttapercha) gefüllt. Beim Follow-Up nach 18 Monaten war eine deutliche Verbesserung erkennbar.

 

 Über den Autor:

Tapio Nurmi_colorTapio Nurmi

Spezialist für Zahnheilkunde (Endodontologe, Kariologe)

Helsinki, Finnland

 

 

 

 

 

 

  • 2005: Abschluss an der Fakultät für Zahnmedizin, Universität Helsinki
  • 2014: Spezialist für Zahnheilkunde, Kariologie und Endodontie, Universität Helsinki

 

  • Dozententätigkeit

2005–2007:      Metropolia, Dental Hygienist School

2008–2010:      Helsinki City Teaching Health Center, Zahnklinik der Universität

2015–2017:      Ausbildung von Zahnärzten, Oral Dental Group

 

  • 2004–2006: Zahnarzt im Health Center, Helsinki
  • 2010–2011: Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurge, Universitätskrankenhaus Helsinki
  • 2011–2014: PKS-SEHYK (Abteilung für spezialisierte Zahnpflege in der Metropolregion Helsinki)
  • Seit 2016: Niedergelassener Zahnarzt in eigener Praxis