Die Auswirkungen der globalen Corona-Krise belasten die gesamte Wirtschaft. Um produktiv zu bleiben, ist die Kreativität aller Branchen gefragt. Diverse Technologielösungen und die Möglichkeiten der Telearbeit unterstützen das Vorgehen in vielen Bereichen optimal. In der Zahnmedizin ist dies leider nicht ganz so einfach, da, Termine in der Praxis nicht ohne weiteres durch Zoom-Meetings ersetzt werden können. Behandler müssen mit Patienten interagieren - daran führt kein Weg vorbei.

Jetzt schlägt die Stunde für die Pioniere und frühen Nutzer virtueller zahnmedizinischer Lösungen, wie beispielsweise Dr. Brian Harris, niedergelassener Zahnarzt in Arizona (USA) und Gründer von Smile Virtual. Er hofft, dass Zahnärzte die Zeit des Stillstands nutzen, um neue Möglichkeiten für ihre Praxen zu eruieren.

Seiner Meinung nach werden die Auswirkungen des Coronavirus die Zahnärzteschaft dazu bringen, neue Wege der Patientenkommunikation einzuschlagen oder zumindest zu erkunden. „Dies ist ein wesentlicher Beitrag hin zu offenen Kommunikationswegen. Noch wichtiger ist allerdings, dass die Patienten wissen, dass man seinen Zahnarzt immer noch kontaktieren kann. Aktuell wird das Thema häufig in den Medien diskutiert; somit wird es auch in Zukunft von Interesse bleiben und nicht mehr einfach ausgeblendet werden können.“

Mit Sicherheit unsicher

Durch die seit Wochen leeren Terminkalender (mit Ausnahme von Notfällen) haben Zahnärzte weltweit Bedenken, weiterhin auf ihre Tätigkeit und deren Zukunft zu vertrauen. Dieser Stillstand ist beispiellos. Daher haben Zahnärzte, die um den Erhalt ihrer Praxis bemüht sind, wenig Anhaltspunkte für ein konkretes Procedere. „Das Problem ist, dass niemand weiß, wie man mit einer solchen Situation am besten umgeht. [. . . ] Viele haben Angst, geraten in Panik und stehen unter Stress, weil wir so etwas noch nie erlebt haben“, so Harris.

Dr. Harris´s Instagram Post

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Kehrt eine gewisse Stabilität in den Markt zurück, werden die Behandler mit Ungeduld darauf warten, dass die Patienten wieder in die Praxen kommen. Sie werden versuchen, das Geschäft ins Rollen zu bringen. Gleichzeitig könnte der Fall eintreten, dass sich die Patienten angesichts der prognostizierten (wenn nicht schon bestehenden) wirtschaftlichen Rezession finanziell betrachtet übermäßig konservativ verhalten. „Die meisten Patienten werden versuchen, ihr Geld vernünftig auszugeben, weil unsicher ist, was in den nächsten Monaten passieren wird“, sagt Harris. „Meiner Meinung nach werden sehr viele Zahnärzte alles daran setzen, um einen Mehrwert zu bieten, sich gut um ihre Patienten zu kümmern und den Fokus auf sie zu richten. Andere wiederum werden das Hauptaugenmerk eher auf betriebswirtschaftliche Aspekte legen. Die Ausrichtung wird den Erfolg vieler Unternehmen bestimmen. Konzentriert man sich auf die Menschen, kommen die monetären Erfolge meist von selbst. Konzentriert man sich dagegen nur auf das Geschäftliche, läuft man Gefahr, eine Menge zu verpassen.“

Komfort hat Priorität

Bereits vor dem Ausbruch des Coronavirus hatte sich die virtuelle Zahnmedizin einen Platz in der Branche erobert - schließlich ist sie der Inbegriff von Komfort. „Wollen sich Menschen von der Arbeit frei nehmen und einen Babysitter für ihre Kinder organisieren, um das andere Kind zum Zahnarzt zu bringen? Oder wollen sie einfach nur, dass ihre Fragen schnell, einfach und ehrlich beantwortet werden? Die wahre Macht der virtuellen Zahnmedizin liegt nicht darin, sich mit anderen zu verbinden und mehr neue Patienten zu gewinnen. Vielmehr geht es darum, Menschen wirklich zu helfen, besonders in einer Zeit wie dieser“, meint Harris.

Die Zahnmedizin steht laut Dr. Harris vor einem Paradigmenwechsel, da sie in der Vergangenheit stark vom Behandler abhängig war und von ihm maßgeblich bestimmt wurde. „In der neuen Welt [nach der Coronavirus-Krise] werden die Patienten diejenigen sein, die den Weg vorgeben“, so Harris.

Dr. Freier´s Facebook Post

Dr. Verena Freier aus Bad Soden zeigt, wie es geht: Zu Beginn der Corona-Krise informierte sie auf Facebook über ihre Videosprechstunde für Patienten. Diese eignet sich vor allem dann, wenn nicht zwingend ein persönlicher Termin notwendig ist.

Das Komfort-Denken wird auch noch lange nach der Corona-Krise Bestand haben. „Je mehr Zeit man den Leuten spart, desto besser wird es der Praxis gehen“, versichert Harris. „Das ist der Zweck der virtuellen Zahnmedizin; Sie hilft Menschen nicht nur, schnell und unkompliziert eine Antwort auf ihre Fragen zu erhalten, sondern vereinfacht den gesamten Prozess.“

Dr. Harris ist überzeugt, dass die momentane Situation für die Behandler eine Chance ist, die Möglichkeiten der virtuellen Zahnmedizin aktiv zu nutzen - nicht nur um mit bestehenden Patienten in Kontakt zu bleiben oder um neue Patienten zu gewinnen, sondern auch, um dann präsent und erreichbar zu sein, wenn andere dies nicht sind.

Die ersten Schritte

Die Integration neuer Technologien in eine Praxis kann nervenaufreibend sein, besonders wenn die Technologie den Umgang zwischen Arzt und Patienten grundlegend verändert. Dr. Harris zufolge sollte man sich im wahrsten Sinne des Wortes in das Projekt hineinstürzen. „Man entscheidet sich dafür und macht es einfach. Man sucht sich Plattformen aus und präsentiert sich der Öffentlichkeit“, sagt er und bietet drei praktische Schritte für den Einstieg in die virtuelle Zahnmedizin an.

1)   Richten Sie einen Telefondienst ein. Bei spezifischen Problemen wird ein Live-Videochat mit dem Zahnarzt aufgesetzt. Mit Hilfe verschiedener Apps ist dies ganz einfach, beispielsweise mit FaceTime, Skype oder Zoom.

2)   Fordern Sie Ihre Patienten auf, Fotos der Problemstellungen per E-Mail an die Praxis zu schicken. Der Zahnarzt kann daraufhin weiter per E-Mail kommunizieren. Harris räumt allerdings ein, dass diese Methode eher unpraktisch ist und sich nicht wirklich wie eine persönliche Interaktion anfühlt.

3)   Nutzen Sie eine Plattform wie Harris' Smile Virtual. Patienten können darauf flexibel Informationen einreichen. Der Zahnarzt wiederum kann flexibel ein Video mit Handlungsempfehlungen und Preisen aufnehmen und zurücksenden. „Das funktioniert sehr gut für alle Beteiligten. Sämtliche Details können übermittelt und Prozesse gestrafft werden “, so Harris.

Für die virtuelle Beratung berechnet Dr. Harris seinen Patienten keine Gebühren. „Ich nehme mir etwa zehn Minuten Zeit, um dem einzelnen Patienten zu erklären, welche Möglichkeiten es gibt und betrachte dies als kostenfreie Zugabe. Ich investiere meine Zeit, das einzige, wovon ich nicht genug habe [. . . ], damit ein Patient informiert wird, welche Möglichkeiten für sein Lächeln bestehen, wie er es verwandeln kann und was das für sein Selbstvertrauen bedeuten wird“, sagt er.

Dr. Harris´s Instagram Post 2

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Neues Problem - neue Lösung

Das Coronavirus führt zu signifikanten Veränderungen in der globalen Wirtschaft. Viele Branchen sind auf Technologielösungen angewiesen, um in dieser unsicheren Zeit weiter existieren zu können. Für Zahnärzte mag es auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, virtuell mit Patienten zu kommunizieren. Behandler wie Dr. Harris bieten jedoch bereits Lösungen zur Implementierung von Technologien in der Praxis an.

Der richtige Einsatz von Technologien könnte dazu beitragen, die Praxis während des Stillstands am Laufen zu halten und die weitere Entwicklung zu begünstigen sobald sich die allgemeine Lage entspannt.