Jeder Zahnarzt kennt die Herausforderungen von blutendem Weichgewebe. Vor über 30 Jahren wurde das Ultradent Products Tissue Management System mit dem Ziel entwickelt, ein sauberes, blutfreies Arbeitsfeld vor der Abdrucknahme zu schaffen. Mittlerweile hat sich das System zudem bei zahlreichen restaurativen Maßnahmen als äußerst nützlich erwiesen - vor allem bei Restaurationen, die sich bis nahe an oder sogar bis unter den Gingivarand erstrecken.

Ein System allein macht aber noch keine gute Behandlung. Deshalb möchte ich gerne einige Tipps und Tricks weitergeben, die speziell in außergewöhnlichen Fällen hilfreich sein können:

1- Im vorliegenden Fall beklagte sich der Patient über eine alte, frakturierte Amalgamfüllung. Bereits seit einigen Monaten hatte er darauf herumgekaut. Das Resultat war eine Entzündung der Gingiva.

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2- Ich begann mit der Entfernung der alten Amalgamfüllung. Die vorhandene Karies beließ ich zunächst an Ort und Stelle - als Barriere für die Pulpa.

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3- Vor Anbringen des Kofferdams, legte ich den Gingivarand der Restauration frei. Eine Blutstillung war notwendig, um den Rand sichtbar zu machen.

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4- Mit Hilfe eines Metal Dento-Infusor™ Tips und entsprechendem Druck, rieb ich das ViscoStat™ Hämostatikum ein. Das Eisensulfatgel konnte so in die Kapillaren eindringen und die Blutung mittels Koageln stoppen. Ein kräftiges Absprayen bestätigte den Erfolg meiner blutstillenden Maßnahmen.

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5- Nun konnte ich den Kofferdam legen und die Karies entfernen. Die Kavität reichte fast bis zur Pulpa, welche allerdings noch nicht eröffnet war. Dennoch bedeckte ich das Gebiet um die Pulpa herum mit etwas Ultra-Blend™ plus Unterfüllungsmaterial. Dann ätzte ich mit Ultra-Etch™ Ätzgel an und nahm das Bonding mit Peak™ Universal Bond vor.

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6- Ich positionierte das Matrizenband, verkeilte es aber nicht vor der Herstellung der ersten Kompositschicht. So vermied ich eine eventuelle Stufenbildung am Gingivarand (siehe Abbildung).

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7- Die erste Kompositschicht sorgte für eine Erhöhung des Kavitätenrands, so dass anschließend die Matrize verkeilt und eine glatte, äußere Kompositkontur erstellt werden konnte.

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8- Nach dem Verkeilen der Matrix wurden weitere Kompositschichten hergestellt. Für die erste, gut adaptierbare Schicht wählte ich das fließfähige Komposit PermaFlo™. Für die anderen flexiblen Schichten verwendete ich Amelogen™ Plus Komposit. Ich lockerte und konturierte das Matrizenband entsprechend, um einen guten Kontaktpunkt zu schaffen. Alternativ zu Amelogen Plus kann auch unser neues Mosaic™ Universal Komposit eingesetzt werden, welches Handling, Ästhetik und Effizienz auf einzigartige Weise vereint und somit für qualitativ hochwertige Restaurationen sorgt.

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Meist setze ich die Eisensulfatlösung ViscoStat™ zur Blutstillung ein. Bei signifikanten Blutungen jedoch, kann ein stärker koagulierendes Mittel erforderlich sein, beispielsweise Astringedent™ X Eisensulfat. In meinen Vorträgen erwähne ich mitunter, dass ich sogar Blutungen der Schlagader mit Astringedent X stillen könnte. Glücklicherweise musste ich dies aber bisher nicht unter Beweis stellen. Starke Blutungen der Gingiva bekomme ich damit aber tatsächlich immer in den Griff.

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Diese Situation ist jedem Zahnarzt bekannt: Nach der Entfernung einer alten, frakturierten Restauration treten massive Blutungen auf Grund einer entzündeten Gingiva auf.

Sollte ein Retraktionsfaden zum Abhalten des Gingivarands nötig sein, wird dieser immer erst nach der erfolgreichen Blutstillung gelegt. So kann ich sicherstellen, dass der Faden nicht mit Blutkoageln verklebt und beim Entfernen neue Blutungen verursacht. Normalerweise genügt eine kurze Verweildauer des Fadens von 1 - 3 Minuten.

Der gestrickte, schlauchförmige Ultrapak™ Retraktionsfaden lässt sich deutlich einfacher legen, als gedrehte und geflochtene Fäden. Ultrapak unterliegt beim Einbringen einer Kompression. Anschließend dehnt er sich im Sulkus wieder aus und erzielt damit den gewünschten Effekt. Aus diesem Grund verwende ich eine Fadenstärke, die im unkomprimierten Zustand etwas zu dick erscheint. Beim Legen passt sie dann trotzdem optimal in den Sulkusspalt.

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Vergrößerter Ultrapak™ Retraktionsfaden: Viele kleine Maschen greifen ineinander und bilden ein schlauchförmiges Geflecht.

Liegen keine oder nur geringere Blutungen vor, arbeite ich auch gerne mit dem transparenten ViscoStat™ Clear Gel auf Basis von Aluminiumchlorid. Es koaguliert nicht, sondern lässt das umgebende Gewebe leicht anschwellen. So kann ich leichtere Blutungen und den Fluss des Sulkusfluids stoppen. ViscoStat Clear wird mit Hilfe des Dento-Infusor Tips eingebürstet.

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Der Dento-Infusor™ Tip: Gefüllt mit ViscoStat™, Astringedent™ X oder ViscoStat™ Clear dient er mit seinem feinen Bürstenende zum Reinigen des Sulkus.

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Schematische Übersicht: Blutstillung mit Hilfe des Tissue Management Systems und ViscoStat™.

Links: Ausreiben des Sulkus mit dem Dento-Infusor™ Tip und ViscoStat oder Astringedent™ X. Eindiffundieren in die blutenden Kapillaren und Bildung von Koageln.

Rechts: Alternative Wirkungsweise von ViscoStat™ Clear: Es koaguliert nicht. Vielmehr schwillt das umgebende Kollagen an und verschließt die Kapillaren per Druck.

Bitte beachten Sie unbedingt Folgendes: Sämtliche (!) blutstillenden Materialien und Hilfsmittel für die Retraktion sollten vor dem Bonding so vollständig wie möglich entfernt werden. Andernfalls könnte die Adhäsionsschicht beeinträchtigt werden. Nach der Entfernung des Retraktionsfadens reinige ich den Sulkusbereich deshalb nochmals gründlich mit einem kräftigen Spraystrahl. Dadurch entstehen keine neuen Blutungen mehr, da ich dank des Tissue Management Systems bereits im Vorfeld eine zuverlässige und stabile Hämostase herstellen konnte. Im Falle einer unstabilen Blutstillung verbleibt ein Restrisiko für erneut auftretende Blutungen. Außerdem kann sich die gründliche Entfernung von Retraktionspasten aus dem Sulkus durchaus schwierig darstellen. Das ist noch ein Grund mehr, warum ich Gele und Flüssigkeiten in Kombination mit Retraktionsfäden bevorzuge.

Obwohl das Tissue Management System über 30 Jahre alt ist, ist es immer noch hochaktuell: Nur unter kontrollierten Bedingungen und ohne störende Blutungen und Sulkusflüssigkeiten können hochwertige Behandlungsergebnisse erzielt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Fischer Signature

Dan Fischer


Über Dr. Fischer

Dr. Fischer

Dr. Dan Fischer ist der Gründer und CEO von Ultradent Products, Inc., einem führenden Hersteller von High-Tech-Dentalmaterialien, -geräten und -instrumenten. Ultradent Products verfügt über eine 40-jährige Geschichte im Zeichen von Innovation und Qualität. Das Produktsortiment wird von Zahnärzten, Kieferorthopäden, Praxen, Dentallaboren, Gesundheitsbehörden und Universitäten weltweit eingesetzt. Ultradent Products folgt seiner Vision, die Mundgesundheit weltweit zu verbessern. Weitere Informationen finden Sie unter ultradent.com/de.