Ein Anwenderbericht von Dr. Clarissa Jänig
Anamnese:
Eine junge Patientin mit großem Behandlungsbedarf wird mit knapp 30 Jahren das erste Mal in unserer Praxis vorstellig. Sie offenbart, dass sie sich aufgrund ihres dunkel verfärbten Frontzahnes kaum noch zu lachen traue und darüber sehr unglücklich sei.
Auf ihre Frage zu möglichen Behandlungsweisen ihrer Front- und Seitenzähne kläre ich sie über die verschiedenen Behandlungsoptionen auf, die von Zahnersatz bis hin zu einem „internen Whitening“ des endodontisch behandelten Zahnes 21 reichen. Zusätzlich zu dieser Behandlung wünscht sich die Patientin eine kosmetische Zahnaufhellung aller Zähne, damit ein einheitliches Bild ihrer Zähne entsteht. Damit die Füllungsfarbe der neuen Zahnfarbe entspricht, findet zunächst die Zahnaufhellung und danach der Austausch aller alten Füllungen und Behandlung der kariösen Läsionen statt.
Im Zeitraum von der Aufklärung bis zum ersten Behandlungstermin erfährt die Patientin von ihrer Schwangerschaft. Da die Schwangerschaft und die auf die Geburt folgende Stillzeit ihres Babys eine strikte Kontraindikation für jede Form der Zahnaufhellung darstellen, muss die Behandlung auf die Zeit nach dem Stillen verschoben werden.
Als nun während der Stillzeit ein Stück einer alten Füllung aus dem Schneidezahn herausbricht und die Sekundärkaries mit braunen Stellen zwischen den beiden 1ern deutlich hervorsticht, entschließt sich die Patientin, ihr Kind abzustillen, damit die Zahnaufhellung und die Behandlung ihres Frontzahnes beginnen kann.
Behandlungsverlauf:
Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Zahnaufhellung eines endodontisch behandelten Zahnes besteht darin, dass eine klinische sowie röntgenologische Beschwerdefreiheit gegeben ist. Zur Überprüfung dessen wird neben der intraoralen Inspektion und einem Perkussionstest vor Behandlungsbeginn ein Röntgenbild angefertigt, das hier keinerlei Auffälligkeiten aufweist.
In der ersten Behandlung eröffne ich den Zahn über die palatinal liegende alte Trepanationsöffnung und stelle die Wurzelfüllung dar. Das koronale Drittel der Wurzelfüllung wird mithilfe eines Gatesbohrers entfernt, um das Opalescence™ Endo Zahnaufhellungsgel in diesen entstehenden Hohlraum einbringen zu können.
Um das Material an Ort und Stelle zu halten und seine Wirkungsweise im Zahn zu sichern, wird das eingebrachte Wasserstoffperoxidgel anschließend mit einem provisorischen Zement verschlossen.
Anschließend wird die Patientin mit dem Auftrag, die Zahnfarbe des Zahnes 21 genau zu beobachten, nach Hause geschickt.
Mein Augenmerk liegt darauf, dass Patienten, die eine Zahnaufhellung eines endodontisch behandelten Zahnes erhalten, nicht an einem Freitag behandelt werden, da die Reaktion eines Zahnes auf das eingebrachte Wasserstoffperoxidgel sehr unterschiedlich ausfällt. Das gewünschte Ergebnis könnte bereits nach 24 Stunden erreicht werden, sodass eine Weiterbehandlung am Folgetag notwendig ist, um das Material rechtzeitig aus dem Zahn zu entfernen, damit der wurzelkanalbehandelte Zahn nicht deutlich heller als die Nachbarzähne wird.
In diesem Behandlungsfall meldet sich die Patientin bereits am nächsten Tag und berichtet, dass die Zahnfarbe der Nachbarzähne erreicht sei. Da im Anschluss an die Behandlung des Frontzahnes noch eine Aufhellung aller Nachbarzähne geplant ist, wird das Material nicht bereits zum Zeitpunkt der erreichten Zahnfarbe der Nachbarzähne entnommen, sondern für weitere 48 Stunden im Zahn belassen, sodass der Zahn etwas heller als die übrigen Frontzähne erscheint.
Nach insgesamt 72 Stunden wird Opalescence Endo aus dem Zahn entfernt. Der Zahn wird zunächst erneut provisorisch verschlossen, um nach vollständigem Abschluss der Zahnaufhellung der gesamten Zahnreihen die Füllungen in der Farbe des Endergebnisses erneuern zu können.
Zur Aufhellung der gesamten Zahnreihen des Ober- und Unterkiefers erhält die Patientin individuell angefertigte Schienen mit kleinen Reservoirs, die sie mit Opalescence™ PF 10% befüllen und in den nachfolgenden sechs bis acht Nächten tragen soll. Das 10%-ige Carbarmidperoxidgel sorgt bei ihr innerhalb von sechs Nächten für einen Austausch der verfärbenden Moleküle in den Zähnen und führt zu einem hervorragenden Ergebnis – Zahnfarbe A1.
Obwohl die Zahnfarbe A1 erreicht wurde, erscheint die Zahnreihe noch inhomogen und nicht ästhetisch einwandfrei. Alte und verfärbte Füllungsränder, Sekundär- und Initialkaries konnten durch die Zahnaufhellung nicht verändert werden, so dass sich nun der konservierende Teil der Behandlung anschließt.
Bei der konservierenden Versorgung von aufgehellten Zähnen ist zu beachten, dass nach einer Zahnaufhellung eine Wartezeit von zwei Wochen eingehalten werden sollte, um den adhäsiven Verbund des Zahnes mit dem Füllungsmaterial ausreichend gewährleisten zu können.
Nun werden bei der Patientin die alten Füllungen sowie die kariösen Läsionen konservierend versorgt und zaubern ihr ein strahlendes Lächeln ins Gesicht. Begeistert berichtet sie nach Abschluss der Behandlungen, dass sie sich endlich wieder traue, zu lachen und dabei ihre Zahnreihen zu zeigen. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen sowie Verwandte sprechen sie auf das Ergebnis ihrer erfolgreichen Zahnaufhellung an. Die Patientin ist über ihr neues, strahlendes Lächeln sehr glücklich.
Über die Autorin: Dr. Clarissa Jänig, Deutschland